Die Verankerung der Europäischen Route des jüdischen Kulturerbes in Deutschland – ausgehend von Hannover

Mit der Anerkennung des „Camino de Santiago“ als erste Europäische Kulturroute hatte der Europarat 1987 sein Ziel erreicht, das er seit den 1960er Jahren verfolgte, nämlich jenseits der funktionierenden Wirtschaftsunion,

  • den Bürger*innen Europas ihre gemeinsame kulturelle Identität zu vergegenwärtigen,
  • das europäische Kultur-Erbe aufzuwerten und schließlich
  • durch einen darauf aufbauenden Kulturtourismus die soziale, ökonomische und kulturelleEntwicklung Europas zu fördern.

Inspiriert vom Erfolg des Jakobswegs, entstanden weitere grenzüberschreitende Themen- pfade: 1991 „Die Hanse“, 1993 „Die Wikinger“, 1994 „Die Frankenwege“, 1997 „Al Andalus“ … und zuletzt die „Historischen Gärten“; bislang insgesamt 40. Darunter auch seit 2004 die „Europäische Route des jüdischen Kulturerbes“ / AEPJ. Ihr gehören 17 Länder an. Die Bundesrepublik ist allerdings noch nicht beteiligt. Dies zu ändern, hat sich Global Partnership Hannover e.V. zur Aufgabe gemacht, denn an Anknüpfungspunkten mangelt es keinesfalls.

Gestartet ist das Vorhaben in der Niedersächsischen Landeshauptstadt; nicht nur weil der initiierende Verein hier seine Basis hat, sondern v.a. auch, weil es in der Vergangenheit und Gegenwart Hannovers vielfältige lokalisierbare Bezüge gibt. An ihnen orientiert sich der künftige Verlauf der „Jüdischen Kulturroute“. Genau genommen wird dabei keine Strecke mit Start- und Endpunkt entstehen, sondern ein facettenreiches und auf Wachstum ausgerichtetes Netzwerk.

Mittels unterschiedlichster Formate, die auf die jeweiligen Orte abgestimmt sind – und natürlich in Kooperation mit entsprechenden Stakeholder*innen – ist angestrebt:

  • den historischen und gegenwärtigen Beitrag des Judentums für die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands sichtbar zu machen,
  • das Engagement in Sachen Erinnerungs- und Versöhnungskultur, das vor Ort und andernorts seit Jahrzehnten überzeugend praktiziert wird, zu unterstützen,
  • diskriminierungsfreies Leben für Menschen jüdischen Glaubens zu fördern, indem antisemitischen Vorurteilen der emotional aufgeladene bzw. argumentative Boden entzogen wird.

Die Initiierungsphase des Projektes fällt mit dem bundesweiten Jubiläum „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zusammen. Ausgangspunkt war ein Edikt des Kaisers Konstantin aus dem Jahre 321, in dem er auf Anfrage der Colonia Claudia Ara Agrippinensium – dem heutigen Köln – verfügte, dass Juden in den Rat römischer Städte berufen werden können. Ein Beleg, dass diese Einwohnerschaft eine bedeutsame Rolle in der Spätantike am Rhein spielte.

In das Programm des Mitte 2022 abgeschlossenen Jubiläumsjahres wurden einige virtuelle Bausteine der „Jüdischen Kulturroute“ eingebracht: ein Kompositionswettbewerb in Kooperation mit der Villa Seligmann, eine Tagung der jüdischen Kulturrouten Europas unter der Ägide des AEPJ in Hannover sowie Click&Walk-Fotoworkshops von und mit dem Künstler Uwe Stelter.
Weitere „Bausteine“ sind in der Folge konzipiert und partiell bereits umgesetzt worden – wie z.B. die Poetry Lesung.